Angeregt durch die Ausschreibung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) bewarb sich die Sankt Walburga Hauptschule zu Beginn des Schuljahres für die Teilnahme an deren Programm „Wir stärken Mädchen“ und bekam prompt den Zuschlag. Damit verbunden waren finanzielle Mittel zur Durchführung eines Projektes mit dem Ziel, Mädchen darin zu bestärken, selbstbestimmt und unabhängig von Stereotypen ihren eigenen Weg zu gehen. Techniklehrerin und Klassenlehrerin einer Klasse 10, Steffi Lehmenkühler, befragte alle Mädchen aus den Klasse 9 und 10 und hatte schnell eine kleine begeisterte Gruppe vom 10 Schülerinnen zusammen.



Auch mehrere Ideen für ein Projekt waren schnell geboren: Unter dem Titel „Erlebnis Handwerk – only for girls“ gab es die Idee 1: Mädchen und Autos: Die Neunt- und Zehntklässlerinnen stehen kurz davor, selbst den Führerschein zu machen und nichts ist ärgerlicher, als wenn man dann – gerade als Anfänger – irgendwo liegenbleibt mit kleinen „Problemchen“, die ein erfahrener Autofahrer vlt. beherrscht, aber deren Lösung man auch in keiner Fahrschule beigebracht bekommt. Und danach zu fragen, ist ja auch eher peinlich. Noch dazu als Mädchen. Und so stehe man dann – womöglich bei schlechtem Wetter – im Dunklen irgendwo im Sauerland und weiß nicht weiter…
Dieses Projekt soll helfen, die Scheu zu fragen abzulegen und ein paar grundlegende Dinge einfach mal zu üben, ohne dass jemand Kommentare abgibt, der es im Zweifelsfalle immer besser weiß. Als Partner fand sich eine kfz-Werkstatt vor Ort, in der auch kfz-Mechatronikerinnen arbeiten. Leider musste der Termin krankheitsbedingt in den Mai geschoben werden. Um nicht zu lange untätig rumzusitzen, zog die Mädchengruppe kurzer Hand die Idee 2 nach vorne: Schwedenstühle bauen.



Zusammen mit der Schreinerin Claudia Kroll aus Mantinghausen ging es – zufällig am Girls‘ Day 2025 – ans Werk: Die Idee war es, so viele Stühle zu bauen, dass an warmen Sommertagen eine Klasse rausgehen und das weitläufige Schulgelände nutzen kann. Die Mädchen fanden die Schwedenstühle dann aber so cool, dass sie sie auch gerne mit nach Hause nehmen wollten. Also beschlossen die Gruppe einfach, mehr zu bauen: 40 Stühle waren das neue Ziel. Gesagt, getan. Nach einer gründlichen Einweisung in die einzelnen Arbeitsschritte ging es im Prinzip der Fließbandarbeit dran, Holz auf Maß zu sägen, zu schleifen, Löcher zu bohren, den Stoff umzunähen und anzutackern und schließlich die Einzelteile zusammen zu schrauben. Auch wenn der Tag ganz schön lang wurde, waren alle voller Eifer dabei; keine hatte Hemmungen wegen der Maschinen, die genutzt wurden, obwohl die Vorerfahrungen auf diesem Gebiet sehr gering waren. Eine erste Sitzprobe auf dem Schulhof in der Sonne mit Kuchen für alle, steigerte die Motivation nochmal zum Endspurt. Zwischendurch war immer mal wieder der Satz zu hören „Ey, kommt, wir machen eine Firma auf und bauen Stühle“.

Eine erste Vorstellung des Ergebnisses ergab einige „Folgeaufträge für die Firma“: der WP-Technikkurs aus Klasse 9 beschloss am Mittwoch der darauffolgenden Woche auch solche Stühle bauen zu wollen. Geplant ist diese Aktion für die Zeit nach den Osterferien. Lehrer für diesen Unterricht werden dann die Mädchen, die am Girls‘ Day bereits zu Experten geworden sind. Auch das Lehrerkollegium war begeistert und gab spontan einige Stühle in Auftrag. Wenn alles klappt, werden am Elternsprechtag (allerdings erst im Herbst) auch noch einige zum Verkauf angeboten. Und vielleicht hat die ein oder andere Ideen für die berufliche Zukunft gefunden!